Mein erstes Mal im Fitnessstudio: Drama

Es gibt im Leben viele erste Male, die wir niemals vergessen. Mein erstes Mal im Fitnessstudio gehört definitiv dazu. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich an diesem Tag gefühlt wie ein Elefant auf dem Laufband – vollkommen fehl am Platz. Aber fangen wir von vorne an:

Die legendäre Sportkleidung

Ich war entschlossen, mein Leben umzukrempeln. Also ab ins Studio. Allerdings hatte ich vor meinem ersten Training genau null stylische Sportklamotten. Keine High-Waist-Leggins, kein atmungsaktives Funktionsshirt und auch keine schicken Sportschuhe mit Air-Technologie. Stattdessen: eine alte Jogginghose, die schon die ein oder andere Chips-Session auf dem Sofa miterlebt hatte, ein T-Shirt aus der „für den Garten reicht’s „- Schublade und die Haare mit einer Klammer a‘ la Frau Flodder hochgesteckt. Ich sah aus, als würde ich gleich die Fenster putzen. Mit diesem Outfit und ambitionierter Planlosigkeit betrat ich die heiligen Hallen. Der Geruch von Schweiß und Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase, während mich die routinierten Sportler/innen mit einem Mix aus Neugier und Mitleid musterten.

Die Geräte: Mein persönlicher Horrorfilm

Da stand ich also, vor einer Armee aus Geräten, deren Funktionen mir so klar waren wie Quantenphysik. Bei der Anmeldung hatte ich natürlich cool behaupt: „Klar komm ich allein zurecht, hab schon öfter trainiert“. (Übersetzung: zweimal schnuppern mit Freundin und dabei hauptsächlich die Smoothie-Bar getestet.) Jetzt stand ich da, ganz schön blöd: Soll ich hier drauf sitzen? Oder liegen? Wofür ist dieser Hebel? Ich versuchte, souverän auszusehen (Spoiler: hat nicht geklappt), und verklemmte mich direkt an einer Wadenmaschine. Ein netter Trainer befreite mich mit einem geübten Griff – und bot mir an, besser doch ein Trainingsprogramm zu erstellen. „Klingt super“, sagte ich – und bereute es später bitter.

Die ersten Wochen: Schweiß, Schmerzen und Selbstzweifel

Mein Plan war simpel: dreimal die Woche trainieren. Das Programm war so gestaltet, dass ich jeden Muskel in meinem Körper spürte. Ich wusste nicht mal dass diese Muskeln existieren – geschweige denn, dass sie beleidigt sein können. Ein ganz neues Körpergefühl breitete sich in mir aus – fühlte sich fremd und gleichzeitig gut an. Mal fühlte ich mich wie die weibliche Version von Schwarzenegger (kleiner Höhenkoller – kommt und geht), an anderen Tagen lag ich am nächsten Morgen im Bett und musste mich millimeterweise Richtung Bettrand schieben, wo ich schließlich wie ein nasser Sack ins Stehen kippte. Meistens fühlte ich mich unbeholfen und völlig fehl am Platz. Neben mir stemmten durchtrainierte Männer und Frauen Gewichte, die ich nicht mal anheben konnte. Ich dagegen musste kämpfen, um die Stange an der Latzug Maschine überhaupt runter zu bekommen. Aber ich hielt durch. Irgendwie.

Die Kurse: Survival of the fittest

Um Abwechslung reinzubringen, meldete ich mich für einen Kurs ohne Geräte an. Henning, der Trainer, fragte mich nach meiner Vorerfahrung. Weil mein kleiner Höhenkoller gerade wieder zu Besuch war, meinte ich, Erfahrung an den Geräten wäre vorhanden. „Wie schwer kann das schon sein“?, dachte ich. Die Antwort: sehr! Nach fünf Minuten war ich klatschnass geschwitzt. Nach zehn Minuten fragte mich mein Freund Kalle Komfort (Hüter meiner Komfortzone – wohnt in meinem Unterbewusstsein), warum wir diesen Blödsinn nicht umgehend beenden. Henning – nicht gerade der Meister der emphatischen Umgangsweise – sah mich mitleidig an und meinte, mit Vorerfahrung habe er keinen Hausfrauensport gemeint. Ich habe ihm innerlich den Stinkefinger gezeigt – freundlich lächelnd natürlich. Hab weiter trainiert, bin drangeblieben – und irgendwann musste selbst er zugeben: Die Frau meint es ernst.

Das erste Erfolgserlebnis

Nach ein paar Monaten war es dann soweit: ich konnte die Gewichte steigern, die Übungen sauberer ausführen und musste nicht mehr nach jedem Kurs nach Luft schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich war nicht mehr die unbeholfene Anfängerin, sondern jemand, der langsam aber sicher das Gefühl hatte, im Studio nicht komplett fehl am Platz zu sein. Inzwischen habe ich übrigens auch richtige Sportklamotten. Ich sehe dabei sogar ein bisschen nach „weiß, was sie tut“ aus.

Fazit: Alles hat einen Anfang

Wenn ich heute daran zurückdenke, kann ich nicht anders, als zu lachen. Die unbeholfenen Anfänge, die peinlichen Momente und die Quälerei – sie alle haben mich stärker gemacht – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Es ist nie zu spät, etwas neues zu beginnen, auch wenn mein Freund Kalle Komfort das anders sieht.

Bevor auch du loslegst: Hier noch ein paar Tipps für deinen Start:

  1. Starte da, wo du gerade stehst – nicht da, wo du gerne wärst! Niemand beginnt mit perfekten Liegestützen oder 20 Kilo auf der Langhantel. Und das ist gut so! Der Anfang darf leicht sein. Hauptsache, du startest überhaupt!
  2. Achte auf eine saubere Ausführung und nicht auf viele Wiederholungen oder hohe Gewichte. Lerne die Grundlagen gut, im Studio am besten mit Hilfe eines Trainers.
  3. Trainiere den ganzen Körper – nicht nur Problemzonen Viele Frauen fokussieren sich auf Bauch, Beine, Po – und vergessen den Rücken, Schultern oder Oberkörper. Dein Körper braucht Gleichgewicht!
  4. Denk an Eiweiß – Muskeln lieben Protein Krafttraining bringt nur dann Ergebnisse, wenn du deine Muskeln auch fütterst. Besonders Frauen essen oft zu wenig Eiweiß.
  5. In der Regeneration wachsen die Muskeln Zwischen den Einheiten braucht dein Körper Erholung, um Muskeln aufzubauen. Schlaf ist ein guter Trainingsbooster!
  6. Den inneren Schweinehund überlisten Zweifel, Ausreden, Unlust? Ganz normal. Aber Bewegung erzeugt Motivation – nicht umgekehrt. Merk dir die 10 Minuten Regel: Dein Vorsatz: „Ich gehe für 10 Minuten ins Studio, nicht länger“. Wenn du erstmal da bist, wirst du länger bleiben, weil die Motivation dann kommt. Leider kommt sie nicht, wenn du mit einem heißen Kakao auf dem Sofa sitzt und eine Serie schaust.
  7. Nutze Tools zur Motivation Apps, Trainingspläne und YouTube-Videos helfen, dranzubleiben. Du kannst dein Training auch tracken. Das macht Erfolge sichtbarer.

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