Mein Endgegner: Der Rettungsring

In den letzten Jahren hatte ich das Gefühl, in einem Videospiel gefangen zu sein: Mein Endgegner thronte direkt auf meiner Körpermitte – der Rettungsring. Ein hartnäckiger Mitbewohner, der es sich mit jedem Jahrzehnt bequemer machte. Während meine Freundinnen über Karriere und graue Haare nachdachten, hatte ich ein ganz anderes Problem. Wie werde ich meinen ungebetenen Dauergast wieder los?
Der Anfang vom Rettungsring – Drama
Kennt ihr das noch? Früher konnte man eine ganze Tafel Schokolade essen, ohne dass auch nur ein Gramm hängen blieb. Bei mir war das irgendwann vorbei. Eines Tages war er da – mein Rettungsring. Nennen wir es mal „unfreiwillige Partnerschaft“. Egal ob Geburtstagsfeier, stressiger Arbeitstag oder drittes Stück Kuchen – er machte sich zunehmend breiter. Treu, zuverlässig, unerschütterlich. Ich hab´s mit Sport versucht: Pilates, Joggen, was man halt so macht. Aber mein Rettungsring war unimpressed. Er saß da, grinste und dachte sich vermutlich: „Lauf du mal, ich bleib trotzdem hier.“
Die Phase des Verdrängens
Ich habe lange so getan als wäre er nicht da. Weite T-Shirts, Zeltkleider, Röcke mit Gummibund – Problem gelöst. Zumindest so lange bis der Wind mal blöd stand. Trotzdem gab es Tage, wo die Jeans enger war als mein Terminkalender – da hilft dann nur noch, an die inneren Werte zu glauben. Aber auch das half eines Tages nicht mehr. Denn dann kam ER. Der Moment, der alles änderte: Ich habe meinen Freund kennengelernt. Bodybuilder, perfekt definiert – während mein Bauch aussah, als hätte er sich ein Langzeit-Abo beim Bäcker gegönnt. (Zugegeben, hatte er auch). Es war der Moment, in dem ich beschloss, den Kampf aufzunehmen. Ich erklärte meinem Rettungsring den Krieg.
Waffe: Kraftsport – Munition: Eiweiß
Kraftsport war wie ein Geheimrezept, von dem ich nichts wusste. Anfangs war ich skeptisch. Muskeln? Für mich? Nie im Leben! Aber als ich das erste Mal eine Hantel hob, fühlte ich mich wie Wonder Woman, na gut, Wonder Woman nach Treppenlauf in den vierten Stock, aber immerhin. Und dann das Eiweiß. „Iss mehr Proteine“, predigte mein Freund. Zuerst befürchtete ich, ich müsste jetzt rohe Eier schlürfen (hatte ich mal in einem Film gesehen). Aber nach und nach wurde Protein mein bester Freund: morgens Skyr, mittags Omelette, abends ein Steak mit Salat. Ich arbeitete mich durch die Rezepte und stellte immer öfter fest: „Schmeckt“! Mein Rettungsring ahnte noch nicht, was ihm bevorstand.
Der epische Showdown
Es war ein zäher Kampf. Ich sah in schrumpfen, Millimeter für Millimeter. Er wehrte sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Er versuchte mich vom Gang ins Fitnessstudio abzuhalten. Er lockte mich mit Schokolade, spannenden Serien und tollen Büchern, die unbedingt gelesen werden mussten. Aber ich blieb hart. Mit jedem verlorenen Kilo gewann ich etwas anderes: Energie, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, meine Jeans wieder ohne akrobatische Verrenkungen zu schließen. Eines Tages schaute ich in den Spiegel – und er war weg. Mein Endgegner war besiegt.
Was ich gelernt habe
Dieser Kampf hat mir eines gezeigt. Manchmal sind die größten Nervensägen auch die besten Lehrmeister. Mein Rettungsring hat mir beigebracht, meinen Körper wirklich zu verstehen. Ihn nicht nur zu bekämpfen, sondern zu akzeptieren. Perfekt ist er nicht, aber ich fühle mich jetzt wohl. Und wenn mein Ex mal wieder vorbeischaut, nach einem Schokoladeneis zu viel, weiß ich jetzt, wie ich ihm charmant die Tür weise.
Und weil ich weiß, dass der erste Schritt der Schwerste ist, habe ich hier 10 Einstiegs-Hacks für dich gesammelt. Mir haben sie damals geholfen – dir hoffentlich auch!
- Protein step by step: Bau nach und nach mehr Eiweiß in deine Mahlzeiten ein – dein Körper wird es dir mit mehr Power und weniger Heißhunger danken
- Kraft statt Chaos: Starte mit moderatem Krafttraining. Zu Beginn kleine Schritte! Langsam steigern, jedoch regelmäßig. So wächst die Stärke, nicht der Frust.
- Verzichte nach Möglichkeit auf drei Übeltäter, die dir das leben schwer machen: Zucker, Weißmehl und Transfette. Die schleichen sich immer wieder an, hab einen Blick drauf.
- Ausnahme: Notfall-Schoki! Wenn mal gar nichts geht: ein Stück 80%ige Zartbitter. Auch okay: Ein Schokoprotein – Shake nach dem Training
- Trink dich fit! Wasserflasche immer griffbereit halten! Mit Zitrone oder Minze wird’s nicht langweilig. Viel trinken hilft gegen Heißhunger und Müdigkeit.
- Plan statt Planlosigkeit: Setze dir einen klaren Zeitrahmen und ein realistisches Zielgewicht – dein Kompass auf dem Weg zum neuen Ich.
- Hungern ist 90er. Kein Diät Drama! Finde neue Rezepte, die dich satt machen und schmecken. Backe Brötchen aus Haferflocken und Quark, ersetze das Mehl im Pizzaboden durch Blumenkohlreis. Meine Küche sah des öfteren aus wie nach einer Explosion. Es hat sich gelohnt, heute koche ich anders.
- Belohnung in Sicht: Motiviere dich mit einer kleinen Belohnung – vielleicht das Kleidungsstück, in dem du dich bald rundum wohlfühlen wirst.
- Kino im Kopf: Stell dir so oft wie möglich vor, wie du in einem tollen Outfit mit deinem Zielgewicht aussiehst. Dein Kopf ist dein stärkster Verbündeter.
- Genieß den Weg. Jeder kleine Schritt zählt. Mach dir bewusst: Du bastelst dir gerade einen neuen Lifestyle – und das darf Spaß machen.